Säure Basen Haushalt und ihre gesundheitliche Bedeutung, Teil 2

Die gesundheitliche Bedeutung des Säure Basen Haushalt

In Teil 1 haben wir uns mit den Grundlagen des Säure-Basen-Haushalt und den Ursachen der Übersäuerung befasst.

Nun geht es weiter mit der Frage:

Was macht unser Körper mit den überschüssigen Säuren?

Er versucht sie zu puffern oder durch Ablagerung unschädlich zu machen. Ohne solche entsäuernden Mechanismen und Puffersysteme wäre der Mensch nicht lebensfähig, da der ständige hohe Säureanfall den Blut-pH-Wert drastisch absenken würde.
Daher unternimmt der Organismus alles, um den Blut-pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45 aufrecht zu erhalten. Größere Schwankungen werden lebensbedrohlich. Wir sprechen dann von einer sog. „akuten Azidose“ als medizinischer Notfall.

In diesem Artikel, des Säure Basen Haushalt, geht es aber um die chronisch latente Azidose, die bei einer säurelastigen Lebensweise sich schleichend und zunächst unbemerkt über viele Jahre entwickeln kann, weil sich permanent fixe, anorganische Säuren und Salze in Geweben und Zellen ansammeln. Dabei können die körpereigenen Puffersysteme und Ausscheidungswege zwar den Notfall verhindern, aber trotzdem werden langfristig u.a. Knochen, Muskeln, Magen, Nieren, Bindegewebe geschädigt. Die Durchblutung vor allem in den kleinen Gefäßen beeinträchtigt, sowie generell die Entstehung chronischer Erkrankungen begünstigt.

Was bedeutet „körpereigene Puffersysteme“?

Es bedeutet die Möglichkeit, die im Stoffwechsel entstandenen oder durch die Nahrung aufgenommenen Säuremoleküle durch basisches Puffermaterial „abzupuffern“. Aber das funktioniert nur dann gut, wenn ich dem Körper durch basenüberschüssige Nahrung auch genügend Puffermaterial zur Verfügung stelle. Wenn ich das nicht mache, zwinge ich meinen Körper auf eigene Substanz als Puffermaterial zurückzugreifen. Er holt sich dann die überlebensnotwendigen Mineralstoffe zur Säurepufferung aus seinen körpereigenen Mineralstoffdepots. Das sind vor allem:

  • Knochen, Knorpel, Kapseln, Sehnen
  • Haare und Haarboden
  • Nägel
  • Zähne
  • Haut

Daraus lässt sich dann leicht erkennen, dass z.B. Osteoporose, Karies, Haarausfall und brüchige Nägel auch Übersäuerungssymptome sein können.

Welche Ausscheidungswege nutzt der Organismus?

Die Lungen, durch die wir Kohlensäure abatmen. Bewegung an frischer Luft und tiefes Atmen verbessert diese Möglichkeit der Entsäuerung.

Die Nieren, die alle anorganischen Säuren neutralisieren müssen, und dazu benötigen sie Basen. Wenn diese nicht ausreichend zur Verfügung stehen, gibt es ein Problem; d.h., je mehr ich übersäuert bin, desto weniger Säuren können die Nieren ausscheiden und schon befinde ich mich in einem Teufelskreis.

– Verlust von 50% der Nierenfunktion im Alter ist die Regel, aber nicht normal!
– Hohe Säurelast der modernen Ernährung führt zu schleichendem Rückgang der Nierenfunktion
– erhöhte Säureproduktion im Körper =
  erniedrigte glomeruläre Filtrationsrate , Nierenfunktion (Scialla et al, 2012)
– Säureüberschuß kann irgendwann nicht mehr ausgeschieden werden = Teufelskreis

Die Leber
– wichtigstes Entsäurungsorgan für Stoffwechselsäuren (40x Niere)
– wichtigstes Organ des Energiestoffwechsels
  – 1/5 des Lebervolumens = Mitochondrien
  – Mitochondrien = Energiekraftwerke der Zelle, Säureabbau
– wichtigstes Entgiftungsorgan
– wichtigstes Syntheseorgan: produziert Enzyme, Hormone, Blutproteine

Die Haut durch sauren Schweiß

Der Darm mit Stuhlausscheidungen (oft sauer-gäriger Geruch)

Ausscheidungswege des Körpers bei Überlastung der vorgenannten Entgiftungsorgane:

– Zahnplaque
– Eiterige Mandeln
– Sodbrennen
– mit z.B. den Symptomen
– Hautjucken
– Hautausschläge
– allergische Hautreaktionen
– Neurodermitis
– Gürtelrose
 – Pickel, Akne
– Ekzeme, Furunkel
– Karbunkel, Abszesse
– Schuppen, Hornhaut
– Schuppenflechte
– Pilze
– Warzen
– Hämorrhoiden

Diese Säure Basen Haushalt Symptome können auch andere (Mit-) Ursachen haben.

Das pufferfähige Bindegewebe

Dieses Bindegewebe mit seiner Pufferfähigkeit im Säure Basen Haushalt hat eine enorme Bedeutung und darum wollen wir uns diese sog. Grundsubstanz mal etwas genauer anschauen:

Das Bindegewebe ist ein lockeres, hoch kompliziert zusammengesetztes System und ist sehr flüssigkeitsreich (Interzellularflüssigkeit). Als Zwischenzellgewebe kommt es überall im Körper vor. Bei einem Erwachsenen finden wir ca. 18 kg dieses Stütz- und Transitgewebes.

Die besondere Bedeutung dieses Grundsystems liegt in erster Linie darin, dass weder die Endigungen des vegetativen Nervensystems noch die feinsten Blutgefäße (Kapillaren) noch die Lymphgefäße eine direkte Verbindung zu den Organzellen haben. Der Kontakt kommt ausschließlich über dieses Transitgewebe zustande.

Das lockere Bindegewebe ist daher die einzige Verbindung zwischen Blutgefäß und Organzelle, zwischen Lymphgefäß und Organzelle sowie zwischen Nervenfaser und Organzelle. D. h. durch sie hindurch erfolgt der gesamte Stofftransport in beiderlei Richtungen. Aus dem Blutkapillarsystem ausströmende Nährstoffe und Sauerstoff müssen zunächst das Bindegewebe passieren, um die Organzellen zu erreichen.

Die von den Zellen abgegebenen Schlackenstoffe passieren wiederum in umgekehrter Richtung das Bindegewebe. Es „ernährt“ sozusagen jede einzelne Organzelle.

Was passiert nun, wenn das Bindegewebe übersäuert und verschlackt ist?

Es leidet die Zellversorgung der Organzellen, das Immunsystem und das Nervensystem wird beeinträchtigt. So wird klar, dass Störungen in diesem komplexen System zu Problemen führen können. Den meisten chronischen Erkrankungen liegen Reduzierungen der Bindegewebsfunktion zugrunde.

Was müssen wir also tun?

Wir müssen dafür sorgen, dass dieses verschlackte und übersäuerte Bindegewebe schleunigst entgiftet und entsäuert wird. Machen wir das nicht und bleiben bei einer säurelastigen Lebensweise, ist dieses Gewebe irgendwann „überfüllt“. Dann werden zunehmend auch höher differenzierte Organstrukturen zu „Müllabladeplätzen“. Spätestens dann zeigen sich z.B.

  • Verspannungen
  • Verhärtungen / Gelosen
  • Weichteilrheuma (Fibromyalgie)
  • Zellulite (Orangenhaut)
  • Elastizität + Beweglichkeit von Bänder, Sehnen Kapseln, Gelenke nimmt ab
  • Arthrose
  • Bandscheibenschäden
  • Schwäche der basophilen Organe
  • Säurebelastung des ZNS
  • erschwertes Denken, Vergesslichkeit, Gereiztheit, depressive Verstimmungen – in Folge Säureeinwirkung auf das Gehirn

Mit der Zeit können sich die verschiedensten Zivilisationsleiden, degenerative Prozesse sowie auch eine Reaktionsstarre auf die meisten Therapien einstellen.

Beeinflusst der Säure Basen Haushalt die Verdauung?

Um diese Frage über den Säure Basen Haushalt zu beantworten, sollten wir uns den Vorgang der Nahrungsaufnahme und die „Wanderung“ durch den Körper anschauen.

Wenn wir essen, kauen wir zunächst jeden Bissen (optimalerweise bis er flüssig ist). Nach dem Schlucken wandert die zugeführte Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen. Dort wird sie mit dem Magensaft vermischt, der extrem sauer ist (ph 1 – 3). Nach einer Weile geht es weiter in den ersten Dünndarmabschnitt, den Zwölffingerdarm. Hier entscheidet sich, ob die weitere Verdauung physiologisch einwandfrei ablaufen kann oder nicht. Warum? Weil hier der Körper in der Lage sein muss, den sauren Speisebrei aus dem Magen wieder in ein leicht basisches Milieu zu bringen.

Für einen nicht übersäuerten Organismus ist das kein Problem, weil in den Zwölffingerdarm die basischen Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase fließen. Außerdem produzieren die sog. brunnerschen Drüsen des Zwölffingerdarms auch basische Sekrete. Ein übersäuerter Organismus hingegen hat hier Probleme. weil die vorgenannten Sekrete nicht mehr basisch genug sind. D.h. ab hier ist die Verdauung gestört, weil nur in einem leicht basischen Milieu die Enzyme der Bauchspeicheldrüse ihre volle Wirkung entfalten können. Die Verdauungskraft ist also geschwächt.

Wir erinnern uns an den Kernsatz der Ernährung:

Ernährung = Nahrung x Verdauungskraft

Ernährung (Säure Basen Haushalt Ernährung) ist also nicht allein die zugeführte Energie der Nahrungsmittel, sondern hängt entscheidend ab von der Verdauungskraft, d. h. ob die Nahrung von den Verdauungsorganen vollständig verdaut werden kann.

Durch eine geschwächte Verdauungskraft kann es zu folgenden Beschwerden kommen:

  • Völlegefühl
  • Appetitlosigkeit
  • Blähungen
  • Aufstoßen
  • Sodbrennen
  • Bauchschmerzen
  • Sekundäre Gastritis
  • Darmträgheit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall

Langfristige Folgen einer chronischen Übersäuerung

  • Elastizitätz- und Funktionsverlust des Bindegewebes
  • Abnahme der Nierenfunktion bis hin zur Niereninsuffiziens, Nierensteine
  • Erhöhtes Schmerzempfinden, chronische Schmerzen
  • Chronische Entzündungen, Rheumatismus
  • Knochen- und Muskelabbau
  • Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, erhöhtes Risiko für Schlaganfall u. Herzinfarkt
  • Förderung für Krebserkrankungen

Mögliche Erkrankungen aufgrund einer chronischen Übersäuerung
(Die aufgeführten Erkrankungen können natürlich auch andere (Mit-)Ursachen haben.)

  • Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Orthopädische Erkrankungen
  • Hautkrankheiten
  • Nierenkrankheiten
  • Nervenschmerzen
  • Psych. Erkrankungen
  • Schwangerschafts- und Kinderkrankheiten
  • Tumorleiden
  • Hörsturz + Ohrgeräusche
  • Karies
  • Migräne u. Spannungs-Kopfschmerzen

Im nächsten und abschließenden Teil 3 gebe ich Ihnen noch einige Hinweise, wie Sie selber feststellen können, ob Sie übersäuert sind. Und dann kommen wir zur Beantwortung der wohl wichtigsten Fragen:

Was kann ich tun gegen die Übersäuerung?
Wie komme ich wieder ins Säure-Basen-Gleichgewicht?